Gemeinsam erinnern: Der Kanadaweg Das Offizierskasino

Das historische Schwarzweißfoto zeigt das Offizierskasino. Vor dem Gebäude ist eine Parkanlage mit Springbrunnen zu sehen.
Im Offizierskasino mit seiner repräsentativen Parkanlage fanden regelmäßig Empfänge mit Prominenz aus Politik und Gesellschaft statt.
Quelle: Stadtarchiv Lahr
Hohbergweg 15 - 17 (Ecke Hohbergweg / Feuerwehrstraße)

Sie befinden sich hier am östlichen Rand des ehemaligen Kasernengeländes. Beim Wiederaufbau der Kaserne nach dem zweiten Weltkrieg nutzten die Franzosen die Fundamente der Vorgängerbauten, errichteten auf dem Gelände aber auch neue Gebäude. Zu diesen gehörten die 1953 fertig gestellte Offiziersmesse und ein Gästehaus am Wiesenhang des Hohbergs.

Während der kanadischen Nutzung fanden im hiesigen Offizierskasino (Speise- und  Aufenthaltsräume für das Führungspersonal) regelmäßig Empfänge mit führenden Persönlichkeiten aus Politik und Gesellschaft statt.

in English / en français

You see here the Officers´ Mess. The French used the foundations of the previous buildings, but also erected new buildings on site when rebuilding the barracks. Amongst them the officers' mess, which was completed in 1953, and a guest house on the meadow slope of the Hohberg.

During the Canadian presence, the Officers' Mess hosted receptions with leading figures from politics and society on a regular basis.

Vous voyez ici le Mess des Officiers. Lors de la reconstruction de la caserne, les Français ont utilisé les fondations des bâtiments précédents et en construit de nouveaux sur le site. Entre autres le Mess des Officiers, achevé en 1953, et une maison d'hôtes sur le versant de la prairie du Hohberg.

Durant l'utilisation canadienne, des réceptions avec des personnalités marquantes de la politique et de la société y avaient lieu régulièrement.

Oral History, Anekdoten und Zeitzeugenberichte

Anekdoten von Kanadiern, Angehörigen und Menschen, die mit ihnen in Berührung kamen

Die Interviews im Jahr 2024 wurden anlässlich des Abzugs der Kanadier aus Lahr vor 30 Jahren von Cornelia Lanz, Amtsleitung für Stadtgeschichte und Archivwesen geführt.

 

„Die Schwarzwälder Offiziersmesse, oder 'BFOM', wie wir sie nannten:
So gastfreundlich die Lahrer Gemeinschaft auch war - und das war sie! - es war auch wichtig, einen Ort zu haben, an dem man sich mit kanadischen Freunden entspannen konnte. Ich war ein Mitglied der BFOM. Das Gebäude und die Umgebung waren nicht nur wunderschön, auch die besonderen Veranstaltungen waren unvergesslich. Der Copper Room im unteren Stockwerk war mit den Spitzen von Champagnerflaschen geschmückt, die bei jeder Öffnung mit einem dramatischen Säbelschwung „sabriert“ wurden – das heißt, der Flaschenhals wurde durchtrennt. Jeden Freitagabend fand ein TGIF, ein zwangloser Abend zum Entspannen, statt. Im Herbst gab es das Weinfest – wir verkosteten 80-90 Weine in kleineren Gruppen, um die besten herauszufinden und uns auszutauschen. Und die Silvesterpartys – nur übertroffen von der, die ich in Baden-Baden besucht habe!

Gleich hinter der BFOM, an der Straße zum Langenhard, gab es einen Froschübergang, mit „niedlichen“ Schildern, die die Autofahrer aufforderten, langsamer zu fahren, damit die Frösche schadlos passieren konnten. Ich sage nicht, dass es die Kanadier waren, die viele dieser Schilder „ausgeliehen“ haben, aber ich erinnere mich, dass sie mit einer gewissen Regelmäßigkeit zu verschwinden schienen...“, Pamela C. Fralick, in Lahr 1979-1989, Mitarbeit Bibliothek, freiwillige Gastgeberin von "The Best or Both", einer 1-stündigen Radioshow mit Jazz und klassischer Musik, Beraterin und amtierende Direktorin Rehabilitationsklinik für Alkoholismus (ARC), Regionale Koordinatorin für Drogenaufklärung (RDEC), Schauspiellehrerin, Ballett- und Jazzlehrerin an der Ballettschule Kmitta für deutsche und kanadische Schüler, Interview 2024

„Wir haben hier Musik gespielt, ich habe Schlaginstrumente gespielt, später wurde ich zum Drumleader und manchmal sprang ich für den Tambourmajor bei Paraden ein. Wir haben auch bedient, wenn wir Zeit gehabt haben, in der roten Uniform. Privat war ich DJ fürs Militär, wir haben viel getanzt. Manche haben im Offizierskasino ihr Quartier gehabt als Gäste oder um Zeit zu überbrücken, bis sie eine Wohnung fanden, aber nur für kurze Zeit. Dort wurde gefeiert, getrunken und die Abende zusammen verbracht. Aber das waren Offiziere und wir waren Unteroffiziere – wir haben respektiert, dass sie Offiziere sind und wir einfach „Männer“. Die Arbeiter machen, was der Chef sagt. Schwimmlehrer war ich übrigens auch und Hundeführer.“, Roger Simard (*1947), kanadischer Master Korporal bei der Infanterie (in Lahr stationiert 1965-1983), derzeit ältester kanadischer Veteran in Lahr nach eigenen Angaben, Veterans Canada NATO OTAN, Interview 2024

„Ich habe die Offiziere als Kellner bedient. Wir durften bedienen und dann mussten wir wieder raus.“, Murray Wedge (*1955), kanadischer Korporal Kommunikationstechniker, in Lahr stationiert 1984-1990), Interview 2024

„Hinterm Offizierskasino haben die Kinder der Soldaten bei den Pfadfindern Ahornbäume gepflanzt und Eichen und Pappeln. Die Mäuse haben im Winter den süßen Saft gerochen und sich auf die Wurzeln gestürzt, wie die Kinder auf Süßigkeiten und diese vernichtet.“, Michael Wolfgang „Bubi“ Amann (*1958), deutscher ziviler Angestellter beim kanadischen Militär, Interview 2024

„Im Offizierskasino habe ich den hohen Herren Essen bezahlt und das Geld nie zurückbekommen.“, Ken Gardiner, Interview 2024

„Wir mussten Stellung halten: „Wenn die Russen kommen, hieß es für 24 Stunden überleben, bevor Nachschub kommt.“ , ehemaliger kanadischer Militärangestellter, Interview 2024

„Die Lahrer Schaumschlägerei: Zu einem kuriosen Einsatz der kanadischen Feuerwehr kam es im Jahr 1979. Auf der Herbstkirmes schaukelten sich Konflikte zwischen deutschen und kanadischen Jugendlichen auf. Nach mehreren konfliktgeladenen Tagen standen sich etwa 100 Jugendliche beider Lager auf dem Friedrich-Ebert-Platz gegenüber und rüsteten sich für eine Prügelei. Die deutsche Polizei sowie die Militärpolizei riefen die Feuerwehr zu Hilfe, da sie sich der großen Anzahl der Kontrahenten nicht gewachsen fühlten. Mit Speziallöschschaum legte die Feuerwehr einen Teppich zwischen die Konfliktparteien und hielt diese von einer gewaltsamen Austragung zurück. Als „Lahrer Schaumschlägerei“ sollte der Vorfall in die Geschichte eingehen. Angeblich endete das Ganze in einem gemeinsamen Trinkgelage.“, Dr. Werner Schönleber: Einsatz im Graubereich – Die Feuerwehren der französischen und kanadischen Garnison. In: Wenn‘s brennt in der Stadt, Hrsg. Von Elise Voerkel, Grenzach-Wyhlen, 2022