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Hier befand sich der Eingang zur Kaserne am Hohbergsee. Ursprünglich eine deutsche Kaserne, wurden die Gebäude nach dem Zweiten Weltkrieg für französische Truppen wieder aufgebaut und ab 1967 vom Oberkommando der kanadischen Streitkräfte in Europa (CFE) genutzt.
In dem runden Gebäude befand sich ein kanadischer Jugendtreff (Canadian Youth Centre), der auch von deutschen Teenagern besucht wurde. Wie auch am Flugplatz fanden in den 1980er-Jahren vor den Toren der Kaserne Proteste der Friedensbewegung statt.
Nach der Rheinlandbesetzung 1936 wurden Teile des Maschinengewehr-Bataillons 5 (MG 5) zunächst provisorisch in Lahr untergebracht. Auf Initiative von Oberbürgermeister Karl Winter begann 1937 der Bau einer Kaserne im Gewann „Elend“, fertiggestellt 1938. Bis 1940 nutzte das eigens für den Standort aufgestellte 11. MG-Bataillon die Anlage. Nach dem Abmarsch des Bataillons an die Ostfront diente die Kaserne dem Ersatzheer der Artillerie. Am 19. Februar 1945 zerstörte ein US-Luftangriff die Kaserne vollständig, 27 Menschen kamen ums Leben.
Nach der Einnahme Lahrs durch französische Truppen 1945 requirierte die Militärverwaltung das Gelände; ursprünglich war ein vollständiger Abriss vorgesehen. 1951 wurde jedoch der Wiederaufbau beschlossen, der 1953 abgeschlossen war. Die neue Caserne Commandant Ménard diente als Stabsquartier und Unterkunft des 1er Commandement Aérien Tactique (CATAC), dem auch die französischen Truppen auf dem Lahrer Flugplatz unterstanden. Nach 1954 wurde das Kommando in die NATO-Luftverteidigung integriert.
Nach dem Austritt Frankreichs aus den militärischen NATO-Strukturen 1966 verlegte die Royal Canadian Air Force ihr Hauptquartier von Metz nach Lahr. Am 7. September 1967 übernahmen die Kanadier die Kaserne, die am 1. Februar 1968 zu Caserne Lahr umbenannt und Teil der Canadian Forces Base (CFB) Lahr wurde. Zum Standort gehörte auch der westlich der Stadt gelegene Militärflugplatz.
Zwischen 1967 und 1970 war die Kaserne Sitz des Hauptquartiers der 1 Air Division. Mit der Reorganisation 1970 wurde diese zur 1 Air Group; zugleich wurde die Caserne Lahr Hauptquartier der 4 Canadian Mechanized Brigade Group. Damit entwickelte sich Lahr zum wichtigsten Standort der kanadischen Landstreitkräfte in Europa.
Besonders bedeutend war die Ansiedlung des Canadian Forces Europe Headquarters. Von hier aus wurden alle kanadischen Truppen in Europa geführt – unabhängig davon, ob sie im NATO-Rahmen wie in Lahr oder im Auftrag der UN, etwa auf Zypern, eingesetzt waren.
Im Februar 1992 beschloss Ottawa den weitgehenden Rückzug aus Europa. Die Entscheidung war Ausdruck von Sparpolitik und veränderten sicherheitspolitischen Rahmenbedingungen nach dem Kalten Krieg. 1993 wurde die Kaserne geräumt und zum 31. Dezember offiziell geschlossen.
Eine Nachnutzung durch die Bundeswehr erfolgte nicht. Der Bund als Eigentümer vermietete Gebäude u. a. an Schulen und Außenstellen des Ortenaukreises. Ein Antrag Lahrs, die Landesgartenschau auf dem ehemaligen Kasernengelände auszurichten, scheiterte 1999. Da der Kaufpreis für die Stadt zu hoch war, verkaufte der Bund das Gelände 2009 an private Investoren. Heute dient das ehemalige Kasernengelände als moderne Wohnanlage.
In Lahr konnte man Geschichte erleben – selbst direkt von der Kaserne aus. Ich arbeitete in der Nähe des Haupttors. Von dort führt ein kurzer Weg bergauf – vielleicht fünfzehn Minuten, zwei Kilometer –, und man erreicht eine doppelt ringförmige, vorrömische Wallanlage. Viele Menschen in Lahr haben ihr ganzes Leben dort verbracht, ohne zu wissen, dass sie existiert. Ich bin in meinen Mittagspausen oft hinaufgestiegen, einfach als Bewegungsausgleich.
Und auf der anderen Seite des Flusses, vom gleichen Haupttor aus gesehen, liegen noch größere römische Mauern, die gewaltige Festungen südlich der großen Städte zwischen Colmar und Straßburg umgeben.
Wenn man von dort aus weiterblickt, erreicht man bald das Gelände der großen Schlacht von Alesia, in der die Kelten kämpften. Noch etwas weiter liegt der Geburtsort der Jeanne d’Arc – und natürlich Orléans, wo ihre berühmten Schlachten im 15. Jahrhundert stattfanden.
Richtung Straßburg gibt es unzählige historische Orte: den Rhein, wo Kaiser Barbarossa auf dem Zweiten Kreuzzug ertrank; die Route, auf der Napoleon mit seinen Truppen vorbeizog; und gleich in der Nähe von Lahr den Flugplatz, auf dessen Gelände zwei Kanadier begraben liegen – sie kamen, so glaube ich, 1917 bei einem Angriff mit Doppeldeckern auf deutsche Luftschiffe ums Leben.
Rechts davon liegen Hohengeroldseck und Lützelhardt, und all die kleineren Burgen aus dem 12. Jahrhundert. Ich bin sie alle abgelaufen und hinaufgestiegen, weil ich dort stehen wollte, wo Geschichte tatsächlich stattgefunden hat.
Eines Tages erklärte ich meinem Kommandeur, dass ich mich leidenschaftlich für Geschichte interessiere und unbedingt die Berliner Mauer sehen wollte – etwas, das mir als Junge nie möglich gewesen war. Er sagte: „Bevor ich deine Sicherheitsfreigabe erweitere, schicke ich dich für ein paar Tage dorthin.“ Also fuhr ich hin. Ich lief, bis ich nicht mehr konnte, schlief, bis ich wieder wach war, aß etwas – und lief weiter. Drei Tage lang, entlang der Berliner Mauer.
Das Außergewöhnliche war: 1989 wurde ich erneut nach Deutschland versetzt. Die Mauer stand noch, Ostdeutschland lag noch jenseits – und plötzlich fiel sie. Viele hatten gesagt: „Das wird niemals geschehen.“ Aber es geschah!
Es war unglaublich, dabei zu sein, zu sehen, wie Menschen mit Leitern die Grenze überquerten, über die Autobahn zu fahren, die plötzlich voller Verkehr war – und dann, auf einmal, war die Mauer weg.
Im folgenden Weihnachtsurlaub sagte ich: „Ich möchte mit meiner Frau und meiner Familie nach Berlin fahren.“ Wir stiegen ins Auto, und in dem Moment, als wir die Grenze überquerten, geschah etwas Merkwürdiges. Mein ganzer Körper reagierte: Ich erinnere mich daran. Wir fuhren über Kilometer von Kopfsteinpflaster – genau wie ich es aus den Jahren 1961, 62, 63 kannte, bevor die Straßen zur Autobahn ausgebaut worden waren.
Diese Fahrt nach Berlin über das alte Kopfsteinpflaster war wie eine Zeitreise: eine körperliche Erinnerung daran, wie es war, damals mit meinen Eltern in einem alten Auto durch Deutschland zu fahren.
Ich kam im Juli 1980 nach Lahr. Es war bereits mein zweiter Einsatz in Deutschland, nach Stationen in Nordrhein-Westfalen und auf dem kanadischen Luftwaffenstützpunkt Baden-Söllingen. Nichts in meinen drei Jahren änderte meinen positiven Eindruck von Lahr – und es fiel mir schwer, 1983 wieder zu gehen.
Die Jahre 1981/82 waren sehr angespannt, doch gegen Ende 1982 entspannte sich die Lage. Auf den Alltag der Bürger und Soldaten wirkte sich dies kaum aus, doch auf höherer Ebene herrschte große Sorge über die Bedrohung durch neue sowjetische Mittelstreckenraketen.
Besonders die Friedens- und Anti-Atombewegung sah in der gegenseitigen Stationierung solcher Waffen keinerlei Nutzen. In Lahr selbst spielte die Friedensbewegung allerdings kaum eine Rolle. Angesichts größerer Probleme wie linkem Terrorismus und der Debatte um Nuklearwaffen wurde sie von den Behörden weitgehend ignoriert. Persönlich ging ich freundlich mit ihren Vertretern um – man trank ein Bier zusammen, jeder legte seine Position dar, überzeugt hat man einander aber nicht.
Am 8. März 1981 stellten wir uns mit einem kleinen Infotisch in die Lahrer Innenstadt – das war der Anfang. Kurz darauf gründeten wir die AG Frieden, organisierten Friedensfeste, Mahnwachen und Märsche. Viele Aktionen waren bewusst kreativ, etwa Frauenfriedenszüge mit Kochtöpfen. Wir wollten sichtbar machen, dass es auch in Lahr Menschen gab, die Atomwaffen ablehnten. Dabei suchten wir bewusst den Kontakt zu Kanadierinnen: Manche kamen zu unseren Treffen, manche luden wir ein, andere schickten Grüße aus Kanada, etwa zum Hiroshima-Gedenken. Natürlich waren wir zahlenmäßig klein, und oft hieß es, wir spielten keine Rolle. Aber wir waren überzeugt, dass es wichtig war, Haltung zu zeigen – auch hier im Schatten der Kaserne. Selbst wenn wir die Militärpolitik nicht veränderten, schufen wir Räume für Begegnung und Dialog. Für mich war das ebenso bedeutsam wie der Protest selbst: zu zeigen, dass es Alternativen gab und dass wir uns als Frauen verantwortlich fühlten für die Zukunft unserer Kinder.
Ich war das Kind eines kanadischen Luftwaffenoffiziers, der in der Kaserne arbeitete, und wir lebten off base in der Area 13 (Gutleutstraße). Ich erinnere mich an ein Ereignis – ich glaube, es war während der Fasnachtszeit –, als das kanadische Militär beschloss, entweder am Umzug teilzunehmen oder einen eigenen zu veranstalten. Plötzlich marschierten kanadische Soldaten durch die Straßen von Lahr. Für die Menschen in Lahr – und für Deutsche allgemein – hatte das natürlich eine ganz andere Bedeutung als für uns. Mein Bruder, meine Mutter und ich gingen hinunter, um zuzuschauen, und es war das erste Mal, dass ich eine Protestkundgebung sah. Ich hatte zuvor schon viele Militärparaden erlebt – immer fröhliche, positive Veranstaltungen. Aber diesmal schrien die Leute. Einige hielten Schilder hoch; ich erinnere mich an einen Mann mit einem Schild, auf dem stand: „Ban the Bomb!“ („Verbietet die Bombe!“). Ich verstand nicht, was das bedeuten sollte. Ich fragte meine Mutter: „Was heißt das?“ Und sie sagte: „Nun, manche Menschen mögen keine Bomben.“ Das verwirrte mich – ich wusste, was Atombomben waren, und fand die Vorstellung schrecklich, aber ich konnte die Politik dahinter nicht begreifen. Ich war damals wahrscheinlich neun oder zehn Jahre alt. Die Leute schrien, es wurde gedrängelt, und meine Mutter fing an zu weinen, weil sie Angst bekam. Für mich änderte sich danach alles. Später, als ich Ingrid und Claus Vollmer aus der Friedensbewegung traf und ihnen das erzählte, schauten sie mich an, als wäre ich verrückt – sie hatten keine Ahnung, dass so etwas passiert war. Claus erzählte mir dann von den Protesten, an denen sie beteiligt gewesen waren. Er berichtete mir auch eine Geschichte: Er sei eines Tages mit einer großen Friedensfahne in der Hand aus dem Haus gekommen, auf dem Weg zu einer Demonstration. Ein kanadischer Soldat trat gleichzeitig aus dem Gebäude auf der anderen Straßenseite – nicht aus meinem, sondern aus einem anderen in Area 13 – hinaus. Die beiden sahen sich an, winkten sich kurz zu und gingen dann weiter. Später sagte Claus zu mir: „Du musst verstehen – wir haben nicht gegen dich oder deinen Vater protestiert. Wir wollten das Wettrüsten stoppen und die Menschen dazu bringen, über das System nachzudenken, in dem sie lebten."