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Für die Zeit ihres Aufenthaltes in Lahr wurden die hier stationierten Kanadier mit einer vollständigen Infrastruktur versorgt, mit eigenen Läden, Kindergärten und Schulen, einem eigenen Reisebüro, Radio- und Fernsehsendern. In diesem Gebäude befanden sich eine Filiale der Bank of Montréal und ein Supermarkt (Canex dépanneur), in dem Militärangehörige steuerfrei einkaufen konnten. Das Sortiment umfasste Lebensmittel (kanadische und deutsche Produkte), Kleidung, Kosmetika, Souvenirs, Genussmittel und kleinere Elektrogeräte, deren Stecker auch in Kanada verwendbar und mit einem Adapter für das deutsche Stromnetz ausgestattet waren.
Während ihres Aufenthaltes in Lahr verfügten die kanadischen Soldaten und ihre Familien über eine vollständige Infrastruktur: eigene Läden, Kindergärten und Schulen, ein Reisebüro, einen Radiosender und ab Mitte der 1980er Jahre sogar einen Fernsehsender.
Dafür gab es zwei Gründe: Zum einen lebten die Kanadier weit entfernt von ihrer Heimat und mussten ihren Alltag in einem fremden Land organisieren. Sie konnten weder erwarten noch fordern, dass deutsche Geschäfte oder Einrichtungen auf ihre Gewohnheiten eingingen. Zum anderen standen den kanadischen Streitkräften, die für den Schutz der Bundesrepublik stationiert waren und im Ernstfall ihr Leben für sie riskiert hätten, besondere Privilegien zu. Diese waren in bilateralen Verträgen festgeschrieben.
Eine besonders wichtige Einrichtung für die kanadische Gemeinde waren die Einkaufszentren des Canadian Exchange – kurz Cannex. Dort fanden die Familien kanadische Produkte in vertrauter Qualität. Dank spezieller Vereinbarungen zwischen der Bundesrepublik und Kanada waren die Waren von deutschen Importzöllen und Steuern befreit. Maßgeblich war die Besteuerung in der Provinz Ontario, wodurch die Preise niedrig gehalten werden konnten. Deshalb war der Einkauf ausschließlich kanadischen Bürgern und Angehörigen anderer NATO-Streitkräfte vorbehalten – ob Amerikaner oder Türken. Der Zutritt erfolgte mit einer speziellen Zugangskarte.
Die Hauptfiliale befand sich auf dem Kasernengelände am Hobergsee. Weitere Zweigstellen – die sogenannten Depaneurs – gab es in der Schwarzwaldstraße, am heutigen Kanadaring, auf dem Flugplatz, in Langenwinkel und Kippenheimweiler, sogar in Seelbach.
Ende der 1980er Jahre wurde der Cannex offiziell in Canadian Forces Exchange (CFEX) umbenannt. Wie auf zeitgenössischen Schildern zu sehen, wurde das „EX“ zum Markenzeichen. Unter Kanadiern – und auch vielen Deutschen – blieb jedoch die Bezeichnung „Cannex“ gebräuchlich.
Die Bank of Montreal, eine der größten Banken Kanadas, unterhielt seit April 1975 eine Filiale in der Schwarzwaldstraße (vorher Gutleutstraße). Bei der Ankunft neuer Soldaten schickte sie Mitarbeiter direkt auf den Flugplatz. Ein Teil des „Willkommenspakets“ war die Kontoeröffnung, da die Besoldung der Soldaten über diese Bank lief. Die Bank war für viele Kanadier zugleich das wichtigste Bindeglied in die Heimat: Überweisungen nach Kanada, Kredite oder Hypotheken wurden direkt über die Lahrer Filiale abgewickelt.
Soldaten und kanadische Zivilangestellte – etwa Lehrer – erhielten ihr Gehalt in Deutscher Mark, berechnet auf Grundlage des kanadischen Dollars. Bis zum ersten Ölpreisschock 1973 war der Wechselkurs für sie besonders günstig: Für einen kanadischen Dollar gab es rund vier Deutsche Mark. Danach näherte sich der Kurs an, wodurch die Kaufkraft sank. Auch bei der Abwicklung der Garnison – etwa beim Verkauf von Mobiliar – lief der Zahlungsverkehr über die Bank of Montreal.
Meine jetzige Frau Doris und ich haben über der Bank of Montréal gewohnt. Hinten am Gebäude gibt es einen langen Balkon, wo wir uns immer wieder getroffen haben. Wir sind bis heute glücklich verheiratet, übrigens beide in zweiter Ehe. Meine Frau war davor auch mit einem kanadischen Soldaten und ich mit einer Deutschen verheiratet – irgendwie sind wir uns treu geblieben
Das war für mich immer ein Erlebnis. Ich fand es toll, wie anders dort alles organisiert war. Besonders ist mir aufgefallen, wie höflich die Kanadier miteinander und auch das Personal mit den Kunden umging. Wenn man an ein Regal wollte und jemand stand davor, hat man sich entschuldigt – das war für mich damals, noch sehr jung, eine ganz neue Erfahrung. Ich fand das schön, und ich finde, diese Höflichkeit fehlt uns hier. Bei den Kanadiern habe ich das immer gespürt, besonders in den Einkaufsläden: kein Ellenbogenverhalten, nicht „Ich zuerst, du zuletzt“, sondern Rücksicht.
Und natürlich die tollen Produkte, die sie hatten – vieles gab es bei uns gar nicht.
Außerdem konnte man dort zollfrei einkaufen. Das war eine echte Ersparnis, wenn man sich etwas Größeres anschaffen wollte. Dann hat man gesagt: „Okay, nutzen wir die Gelegenheit, gehen in die Kaserne, kaufen das – und sparen die Steuer.“
Die Kanadier wurden nach kanadischen Dollar besoldet, ausgezahlt wurde es jedoch in D-Mark. Der Lohn blieb also gleich – doch durch den Umrechnungskurs ergaben sich manchmal große Unterschiede in der Kaufkraft: Ein Kanadier kam einmal zur Bank und wollte für seinen Urlaub in Italien 1.000 kanadische Dollar in italienische Lira umtauschen. Am nächsten Tag holte er das Geld ab – und als er die riesige Summe in Lira sah, fing er wie eine Puppe an zu tanzen und rief: „Ich bin Millionär! Ich bin Millionär!" Alle starrten ihn verwundert an. Ich entgegnete nur: „Ja, aber vergessen Sie nicht – in Italien zahlen Sie über 2.000 Lira für eine Tasse Kaffee!" Doch in diesem Moment war er einfach Millionär.